Freitag, 11. Oktober 2013


Szenerie 5

Es muss von ganz unten kommen. Tief vom Herzen. Mit ganzer Überzeugung. Wenn man ihn dann gefunden hat, ihn fixiert hat und ihn gebündelt hat, dann muss man eine Verbindung mit dem Asphalt herstellen. Sobald diese Verbindung dann besteht, dann rotzen manche Chinesen ihren Schleim erbarmungslos in die Außenwelt. Als müsste man die Welt bereichern. So hat es mir ein Österreicher erklärt, der bereits mehrere Jahre hier lebt. Es ist erbarmungslos ekelig. Am verstörtesten ist man, wenn es Frauen machen. Ein Mitarbeiter, der hier bereits vier Jahre arbeitet, sah in seinem ersten Monat eine wunderhübsche Frau. Sie ging langsam an seinem Auto vorbei und er konnte kaum den Blick von ihr abwenden. Dann stellte sie diese „Verbindung“ mit dem Asphalt her. Seitdem ist dieser Mann mental geschädigt. Selbst nach vier Jahren leidet er noch an diesem Trauma. Psychisch irreparabler Totalschaden.
Meistens läuft mir bereits ein Schauer über den Rücken, wenn sie ihn, also jenen Schleim, hochziehen. Der Vorgang des Hochziehens geht Hand in Hand mit einer einzigartigen Geräuschkulisse. Nach schätzungsweise zwei Sekunden, ich vermute das ist der Vorgang an dem die, ja wie soll ich sagen, Munition gebündelt wird, wird die Verbindung mit dem Asphalt hergestellt. Die Verbindung gelingt wahrscheinlich schon intuitiv. Vielleicht habe ich als Halbchinese auch noch irgendwo in mir dieses Gen versteckt, um diese sonderbaren kehligen Geräusche von mir zu geben.
Wie soll man da am besten reagieren? In der anfänglichen Phase verfiel ich recht häufig in eine Schockstarre. Man möchte nicht wahrhaben, dass jeder zweite Chinese begierig seinen Speichel mit seiner Umgebung teilen möchte. Gerade in bevölkerungsdichten Ländern sollte man doch auf Hygienestandards setzen, damit sich Krankheiten nicht schnell ausbreiten können. Da ich nach einer Zeit nicht genau wusste wie ich mit dieser Gepflogenheit umgehen soll, probiere ich mich neuerdings darin unmittelbar nach diesem verstörenden Geräusch an etwas Schönes, Fröhliches oder Gutriechendes zu denken. Gustav Klimt - Der Kuss, Kate Upton, Bankdrücken, Terre D‘Hérmes, Flieder, Lammkeule mit Rosmarin und so weiter. Am effektivsten sind aber wahrscheinlich Oropax.
Man bleibt wirklich nirgendwo verschont. Auf der Straße ist man froh, wenn man nicht reintritt. Im Büro wird häufig ein Kanon angesetzt. Auf der Toilette kann man aufgrund seiner eigenen Tätigkeit auch nicht so schnell die Flucht ergreifen. Im Restaurant hofft man, dass der chinesische Sitznachbar bei seinem Rotzreflex nicht aus Versehen an seiner Nudelsuppe erstickt.  Es verfolgt dich überall hin. Heute morgen vor meiner Haustür stand wieder einmal ein Mann, der wohl wie tausend Andere seinen Tag mit einem kehligen Ausspucken beginnt. Ich begann meinen mit Lammkeule und Rosmarin.

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