Mittwoch, 9. Oktober 2013


Szenerie 4

Ich war am Wochenende mal feiern.  Also feiern nach mehr oder weniger westlichen Stil. Davor die Abende waren eher so Sitzveranstaltungen. Die meisten Clubs hier sind so konzipiert, dass man sich dort an einen Tisch setzt, ein Bier trinkt und sich luftig gekleidete Frauen bei  Stangenturnübungen anschaut.  Ist ja nicht verwerflich. Unterhalten geht dabei leider nicht, weil die Musik einfach zu laut ist. Man muss sich schon ins Ohr schreien, um bloß mitteilen zu wollen, dass man eben auf die Toilette verschwindet. Bei einer Konversation mit mehr als drei Sätzen würde der totale Hörverlust deshalb unimittelbar folgen.  Die Tänzerinnen haben mich trotzdem sehr beeindruckt. Nach ein paar Räkelübungen wurde uns die Geschichte zu monton und wir gingen ins JD’s.  Soll wohl eher ein Club nach meinem Verständnis sein.
Koreaner, Japaner, Inder, Chinesen, Amerikaner, Russen, Briten und natürlich auch Deutsche zappelten dort Hand in Hand. Einer schräger als der andere. Ein Chinese im HipHop-Verschnitt hatte Rasterlocken und sich zusätzlich neonfarbene Schnürsenkel hinein geflochten. Warum auch nicht. An seinen Schuhen hatte er dann aber wiederum keine. Paar Russen und paar Koreaner waren dort mit einem gewissen Klassenstreberlook unterwegs. Vielleicht dem Psy-Hype verschuldet. Eine Japanerin, die zuvor noch in der Lounge Alicia Keys – No One  mit eigener Klavierbegleitung performt hatte, kam mit mir ins Gespräch. Ich wollte ihr eine Zigarette anzünden. Sie zuckte jedes Mal zurück als ich ihr das Feuerzeug hinhielt. Nachdem vierten Mal zucken fragte ich was sie denn da tue. Ich wollte fast schon sagen, dass ich mich mit Zwangsneurosen auskenne. Sie lallte sie sei schüchtern. Mein Geduldsfaden riss und die Zigarette blieb aus. Ein weiterer asiatischer Kerl tanzte mit geschlossenen Augen auf einer Box und vollführte eigenartige Bewegungen mit seinen Händen. Man hätte glauben können er beschwöre gerade einen Geist.
Die Musik war sowieso der Hammer. Neben aggressiver Technomusik wurden gelegentlich Klassiker aus verschiedenen Nationen gespielt. Russischer HipHop lief bestimmt eine Stunde lang. Bei Gangnam-Style war sowieso Ausnahmezustand. Der ein oder andere Koreaner hätte wohl vor Euphorie am liebsten seine Nationalhymne damit ersetzt.  Klassiker wie Macarena durften natürlich auch nicht fehlen. Das Japangedudel verstand ich so wenig wie das Russische, aber wen stört das hier schon. Womit man das „Deutschsprachige“  vertreten hat war dann leider eher beschämend. Nein, es war nicht Andrea Nahles mit Pipi Langstrumpf, aber fast genauso schlimm. Dj Ötzis Hit Hey Baby veranlasste mich dann freiwillig den Dancefloor beschämt in Richtung einer dunklen Ecke zu verlassen.

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