Montag, 4. November 2013


Szenerie 8


6:30 mein Handywecker klingelt. Es ist der klassische Marimba Xylophon Standardklingelton eines jeden Iphones. Falls die Chinesen nicht um vier Uhr morgens Raketen und Böller zünden, dann ist Marimba i.d.R. das erste was meinen Geist am morgen malträtiert. Um nicht nachdem Duschen zu frieren, putze ich mir unter Dusche neuerdings auch die Zähne. Mit der freien Hand mache ich mir abwechselnd Seitenscheitel, Mittelscheitel oder ne schmierige Juristenfrisur. Mit meinem Mund voller Zahnpastaschaum und einem Mittelscheitel könnte ich übrigens locker als Psychopath durchgehen.

Nach allerlei morgendlicher Körperhygiene verlasse ich das Haus. Es ist heute sehr frisch. Ich steige wie jeden Morgen in den überhitzten VW-Bus ein. Hier ist keine Sparsamkeit angesagt. Im VW-Werk tapezieren sie alles voll mit Aufklebern wo „Blue Thinking“ draufsteht. Erst die Klimaanlage ausschalten und dann das Fenster öffnen. Bitte eine eigene Tasse zum Kaffee trinken mitbringen, denn die Pappbecher sind umweltbelastend. Beim Hände abtrocknen bitte nur ein Blatt Papier verwenden. Ehe man in den Bus einsteigt kommt einem schon eine beißende Sahara-Hitze entgegen. Man kann nicht ganz einordnen ob die Insassen schlafen, längst in eine Hitzestarre verfallen sind oder vielleicht sogar darauf warten, dass ein nackter Mongole den nächsten Aufguss tätigt. Wenn man nicht sofort seine Jacke auszieht, läuft man der Gefahr im eigenen Saft zu ertrinken.

Im Büro haben wir eine Fliegenplage. Egal wie viele man totschlägt. Am nächsten Tag sind es mehr oder mindestens genauso viele wie am Vortag. Vor meinem Computer sitze ich mit einem Kaffee in der linken Hand und mit einer Fliegenklatsche in der rechten Hand. Eine Fliege landet neben meinem Kaffeebecher. Ich schlage zu. Die fliege lebt und der Kaffee entleert sich gierig über meiner Hose. Er ist überall nur nicht mehr im Becher. Ich stehe kurz vorm Ausraster. „Student läuft wegen einer Fliege mit Fliegenklatsche im VW-Werk Amok“ wäre die Schlagzeile. Fliegen fördern Terrorismus. Wer hätte das gedacht. In 10 Minuten ist das Morgenmeeting. Ich sehe aus als hätte ich beim Duschen die Hose anbehalten. Im Morgenmeeting fragt mich mein Sitznachbar was passiert ist. Ich erzähle ihn von der Fliege und dem Kaffee. Er freut sich sehr. 

Nachdem Meeting mache ich mir einen grünen Tee. Ich lehn mich zurück, stütz den Tee auf meinem Bauch ab und studiere ein Konzept zur Demontage eines Mechatronikbauteils. Auf einmal überkommt mich ein Schluckauf. Der Tee beginnt auf meinem Bauch zu wippen und schwappt über. Mein Hemd ist voll mit grünem Tee und meine Hose voll mit Kaffee. Es ist einer dieser Tage an dem man nur im Bett eine hohe Lebensqualität zu erwarten hat.

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